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Einleitend ein paar Worte an den unbedarften Einsteiger in die Materie 'Entenschrauberei', also an jemanden meines Kalibers im Jahr 2004 nach des Herrn Geburt...
Profis wissen wie es geht und an die sind diese Worte nicht gerichtet.

Net huddeln

Nehmt euch Zeit für die Restaurations- oder Schraubarbeiten. Aus meinem ursprünglich im jugendlichen Leichtsinn veranschlagten halben Jahr sind 2 1/2 Jahre geworden. In dieser Zeit braucht man Platz. Ich hab zeitweise 2 Garagen und ebensoviele Kellerräume belegt. Ne Komplettrestauration mal eben im Hof durchziehen is nicht. Wenn ihr einen Schuppen oder eine Garage von einem guten Kumpel belegen dürft, dann versprecht ihm nicht, ihr wärt schnell wieder draußen...
Sorgfalt ist Pflicht! Ihr schraubt an einem Geschoß, das beladen bis zu 930kg wiegt und bis zu 110km/h (30,5 m/s) schnell werden kann. Das entspricht einer kinetischen Energie von Masse mal Geschwindigkeit zum Quadrat = 865132Joule, entsprechend 206771Kalorien. Diese Energie entspricht dem Brennwert von gerade einmal einer halben Tafel Schokolade, reicht aber allemal aus Insassen und unbeteiligte Pasanten tödlich zu verletzen! Seid also keinesfalls nachlässig!
Die investierte Zeit lohnt sich! Eine gut gepflegte Ente bereitet lange große Freude.

Männerwerkzeug

Besorgt euch ordentliches Werkzeug. Das Knarrenset vom Sonderangebotstisch im Baumarkt hält den auftretenden Drehmomentbelastungen festgeschmodderter Schrauben selten lange stand. Des weiteren ruiniert man sich unter Umständen die Schraubenköpfe beim Andrehen. Beim Abrutschen mit zerstörten Knarren kann man sich richtig wehtun. Ein gutes Knarrenset und einen Schraubenschlüsselsatz sollte man sich zulegen. Für einige Verschraubungen sind Anzugsmomente zwingend vorgeschrieben, daher benötigt man eine Ratsche mit einstellbarem Moment.
Arbeitsschritte, für die Spezialwerkzeug benötigt wird, habe ich an meiner Ente noch nicht ausgeführt, diese sind hier dementsprechend nirgends beschrieben. Wendet euch in solchen Fällen an eine Spezialwerkstatt.

Seid nicht kleinlich

Spart nicht am falschen Ende. Wenn ihr einen Rahmentausch vornehmt, schraubt hinterher nicht wieder das verschmodderte Häuschen einfach drauf. Tauscht in dem Zuge gleich alle verrosteten Bleche aus und konserviert diese anständig. Brems- und Spritleitungen durch neue Teile zu ersetzen ist ebenfalls zu empfehlen. Viele Kleinteile wie Dichtgummis, Schrauben, Unterlegscheiben, Bolzen, Hohlraumfett, Unterbodenschutz usw. gehen durchaus merkbar in die Gesamtrechnung ein. Kauft gute Qualität - ihr habt länger Freude dran. Edelstahlbleche- und Schrauben sind teurer, rosten aber nie wieder. Enten als billige (Verbrauchs-)Fahrzeuge zu betrachten ist nicht mehr angemessen. Es werden keine neuen mehr gebaut und der Vorrat an zur verfügung stehenden Fahrzeugen wird kleiner. Wenn ihr den Gewaltakt 'Totalrestauration' hinter euch habt, braucht ihr so schnell nicht wieder Hand anlegen, nur weil irgendein Pfennigartikel versagt hat.
Ich hab in meine Ente mehr als 3000,-Eus an Ersatzteilen gesteckt (zugegeben, einige wenige sind Luxus).
Kalkuliert also keinesfalls zu knapp!

Alle Schrauben müssen auch irgendwann mal wieder gelöst werden

Schraubverbindungen werden da verwendet, wo Teile bei Bedarf auch wieder voneinander getrennt werden können. Daher ist es ratsam, alle verwendeten Schrauben (Motorteile + Getriebe ausgenommen) vor dem Einbau einzufetten (Universal- oder Graphitfett, Kupferpaste). Das gilt ganz besonders für alle Schrauben am Chassis oder an der Karosserieaußenseite. Selbst im Innenraum habe ich mich mit festgerosteten Schrauben rumgequält. Also immer eine Tube Fett griffbereit halten - kleiner Aufwand, große Wirkung. Bisweilen wird die Befürchtung geäußert, gefettete Schrauben würden sich von selber lösen. Das stimmt nicht! Schraubgewinde besitzen eine entsprechende Geometrie, die das nicht zuläßt. Ebenso falsch ist es daher, gefettete Schrauben mit einem höheren Drehmoment festzuziehen! Das Resultat hiervon ist eine zu starke Dehnung der Schraube und im Extremfall ein abgerissener Schraubenkopf.
Bei der Ente vielfach verwendet ist die Schraubengröße 7mm in verschiedenen Längen. Diese Größe ist in Baumärkten nicht zu kriegen. Besorgt euch also zu Beginn der Schrauberei ein Sortiment dieser Schrauben + Unterlegscheiben und Sicherungsringe.

Alles klar?

Ihr traut euch also ran an das Abenteuer? Ich wünsche euch ausreichendes Standvermögen für dieses Unterfangen. Wenn ihr noch nicht im Besitz einer Ente seid, dann seht euch auf dem Gebrauchtentenmarkt doch mal nach begonnenen Restaurationsprojekten um. Bisweilen gibt es Zeitgenossen, denen die Zeit ausgegangen ist und die ihre halbfertige Ente zum Kauf anbieten, oft mit vielen Neuteilen. Ihr spart dann die Zeit, die der Vorbesitzer schon investiert hat und oft kann man so recht günstig zugreifen. Ein weiterer Vorteil ist, dass man eine zerlegte Ente wirklich sehr gut untersuchen kann :). Nehmt auf jeden Fall einen Entenschrauber eures Vertrauens mit zum Besichtigungstermin - die Probefahrt mit Einzelteilen fällt aus verständlichen Gründen aus.

Zum Schluss noch die Aufforderung durchzuhalten. Ich hab auch nicht jedes Wochenende geschraubt, aber immer wieder Spass an der Schrauberei gehabt. Als stolzer Besitzer einer glänzenden Ente mit zweitem Leben kann ich nur sagen: 'Das Ziel ist jede Mühe wert'.

P.S. Drecksarbeit

Wer einer betagten Ente unter's Blechkleid greift kriegt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dreckige Finger. Ist Handwaschpaste, die beim Einkauf vorab in ausreichender Menge berücksichtigt werden sollte, nicht greifbar oder doch wieder alle, hilft hier auch ganz normales Waschpulver. Die Betonung liegt auf Pulver - Weichspüler hilft nicht, da nur die Pulverkörner den Dreck richtig runterschmiergeln. Damit hab ich den pechschwarzen Schmierfilm immer ganz gut von meinen Vorderpfoten wieder abschrubben können. Den Tipp hab ich von einem Elektrohändler und -schrauber aus nem Nachbarort bekommen - Danke an Jürgen Schlitt.
Wer vorbeugen möchte: Von dem Entenschrauber Markus hab ich den Tipp bekommen, dass es eine Handschutzcreme (PR88 nennt sich das Zeugs) gibt, die einen Schutzfilm bildet und hinterher zusammen mit dem ganzen Dreck leicht wieder abzuwaschen sei.

Los geht's mit der Vorderachse